Chronik
13551
page-template,page-template-full_width,page-template-full_width-php,page,page-id-13551,bridge-core-3.0.6,qi-blocks-1.0.9,qodef-gutenberg--no-touch,qodef-qi--no-touch,qi-addons-for-elementor-1.5.7,qode-page-transition-enabled,ajax_fade,page_not_loaded,,qode-child-theme-ver-1.0.0,qode-theme-ver-29.3,qode-theme-bridge,qode_header_in_grid,wpb-js-composer js-comp-ver-6.10.0,vc_responsive,elementor-default,elementor-kit-5
 

Chronik

DER HKV VON 1913 BIS HEUTE

Die nachfolgende Chronik wurde aus den Erinnerungen verschiedener Personen und aus schriftlichen Aufzeichnungen, teilweise unbekannter Autoren erstellt. Jeder Abschnitt ist aus der Sicht des damaligen Verfassers wiedergegeben. Die Lebensumstände eines Autors prägten sowohl den Menschen wie auch sein Handeln, im alltäglichen Leben und auch im Vereinsgeschehen. Damit sich die Chronik vollends erschließt, versetzen Sie sich bitte beim Lesen in die Zeit des Geschehens.

 

Um den Lesefluss zu verbessern, sind die Kapitel überarbeitet worden. Dabei ist größte Sorgfalt auf die Wiedergabe der Inhalte gelegt worden.

Der “Heinsberger Karnevalsverein” (H.K.V.) verdankt seine Entstehung dem “Bürgerverein” (BV). Neben der “Erholung” war zur Jahrhundertwende der BV Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens der Stadt Heinsberg. Langjähriger Präsident des BV war damals P. J. Florack, ein lebensbejahender, heiterer Mensch. Als er aus altersgründen zurücktrat, folgte ihm Rudolf Berens, der neues Leben in den Verein brachte. Selbst mit urwüchsigem Humor begabt, war er in der Karnevalszeit der rechte Mann zur Veranstaltung und Leitung von Bunten-Abenden, mit denen der BV damals erstmalig an die Öffentlichkeit trat; sie entwickelten sich hernach zu echten karnevalistischen Sitzungen.

Der 1. Weltkrieg und die Zeit der Besatzung machten für lange Jahre der Feier des Karnevals ein Ende. Nach Abzug der belgischen Soldaten aber regte sich in Heinsberg sofort auch wieder das Verlangen nach einer Feier des alten Volksbrauchtums, und der BV nahm 1924 seine Tätigkeit wieder auf. Präsident wurde Dr. Josef Meyers, der bis 1927 sein Amt zur vollsten Zufriedenheit führte; ihm folgte für ein Jahr Theo Finken. In dieser Zeit wurden meist zwei Sitzungen im Saale Claßen abgehalten, die dem Verein stets ein volles Haus und reichen Beifall brachten. Im Jahr 1929 wählte der BV Hubert Wimmers, genannt “Stibbi”, zu seinem Präsidenten, der drei Jahrzehnte lang das karnevalistische Geschehen in der Stadt Heinsberg bestimmen sollte.

 

Nach 23-jähriger Unterbrechung zog 1937 zum ersten Male wieder ein Karnevalszug, sorgfältig vorbereitet und bestens organisiert, durch die Stadt. Dicht gedrängt säumten die staunenden Zuschauer, auch von weither herbeigeeilt die Straßen. Das Prunkstück war der von vier Rossen gezogene Prinzenwagen. In neuem Kostüm mit dem Heinsberger Wappen stand auf hoher Freitreppe vor seinem goldenen, baldachinüberdachten Thronsessel Prinz Jupp I. (JosefKreuder) und schwang den silbernen Hammer, das Zeichen seiner Macht. Dem Motto “Heinsberger Zukunft” entsprechend, zeigten die von Vereinen und Klubs gestellten Wagen ersehnte, aber kaum zu erfüllende Wünsche zur Bereicherung des Stadtbildes (Burgcafé, Opernhaus, Garnison, Straßenbahn u.a.). Über Stadt und Kreis hinaus hatte der prächtige Zug bewunderte Anerkennung gefunden, und der Rundfunk nannte in seinem Bericht über Rosenmontagszüge Heinsberg gleich nach den Hochburgen, Köln, Düsseldorf und Aachen.

CHRONIK (1938-1949)

Im folgenden Jahr stellte sich Josef Kreuder nochmals als Prinz zur Verfügung; man konnte wohl keinen besseren finden, vielleicht hatte er aber auch selbst einen unbezähmbaren Spaß an der Freud bekommen. Der Karnevalszug entsprach wieder höchsten Erwartungen. Prinz Jupp I. thronte diesmal in einem hohen Blumenkelch, und das Motto “Wat et nit all jibt” gab den Wagenbauern freie Hand, Begebenheiten des Zeitgeschehens darzustellen (das Ungeheuer von Loch Ness, den die Welt umspannenden Rußki, Turner am Riesenreck, einen ganzen Zirkus, von einer Dampfwalze gezogen, mit Raubtierkäfigen, Dressuren, Clowns u.a.m.).

Da aller guten Dinge drei sind, wurde auch 1939 ein Zug gestartet. Prinz war als Jupp II. Josef Esser, der alle seine hohen Pflichten vorbildlich erfüllte. Das Motto des Karnevalszuges, “Volkslieder”, bot den Vereinen für ihre Wagen eine reiche Auswahl. Die Schützen und Jäger wählten, “Im Wald und auf der Heide”, der Tennisklub “Fern im Süd das schöne Spanien”, auch die alte Stadthymne war mit “Schörreskaar” vertreten. Ein Kegelclub stellte den vielbeachteten, kunstvoll ausgestatteten Wagen “Kornblumenblau” und hatte Mühe, sich dieser Farbe anzupassen. Der Elferrat saß natürlich “Im Krug zum grünen Kranze”. Ein Wort des Dankes und der Anerkennung gebührt abschließend noch Karl Terasky, der alle drei Prinzenwagen nach eigenen Entwürfen hatte bauen lassen; auch das Motto des zweiten Zuges und seine Ausführung durch Wagen mit meist riesenhaften Gestalten waren sein Werk.

Der 2. Weltkrieg (1939/45) und die entbehrungsreiche Nachkriegszeit brachten auf Jahre hinaus andere Sorgen, als an eine Feier des Karnevals zu denken. Das einst blühende Städtchen Heinsberg wurde am 16.11.1944 durch Bomben restlos zerstört. Die nach und nach aus der Evakuierung heimkehrenden Einwohner standen vor einem einzigen wüsten Trümmerhaufen; aber ihr Lebenswille blieb ungebrochen. Bald war ein Volk von Bauleuten an der Arbeit und schuf sich mit zähem Fleiß zunächst notdürftige Unterkünfte.

 

Der erstaunliche Fortschritt des Wiederaufbaus und die neuerwachte bürgerliche Eintracht ließen allmählich auch die Lebensfreude wieder wieder zu ihrem Recht kommen, und einige Unentwegte brachten es sogar fertig, auch den H.K.V. zu neuem Leben zu erwecken. Da Heinsberg noch keinen Saal hatte, wurden die Sitzungen 1948/49 in dem mit eigenen Kräften hergerichteten und ausgeschmückten Kinosaal in Schafhausen durchgeführt. Die begeisterten Teilnehmer, mit Postbussen hin- und zurück befördert, empfanden nach allem Leid und Elend das befreiende Lachen als wahre Wohltat.

CHRONIK (1950-1958)

In den folgenden Jahren (1950 /55) fanden die Sitzungen in der neu errichteten Tanzdiele “Im Huck” oder in den Restaurationsräumen der wiederaufgebauten Hotels Keller (Claßen) und Corsten statt. Zweimal wurden in dieser Zeit auch Prinzen gekürt: Willi I. (Debiel) und Willi II. (Giesen); beide verstanden es meisterhaft, das schon zur Tradition gewordene Programm (Übergabe des Schlüssels der Stadt im Rathaus, Empfang beim Prinzen, Kinderfest und Prinzenball) zu stimmungsvollen, frohen Festlichkeiten zu gestalten. Zweimal zogen auch aus besonderem Anlass wieder Karnevalszüge durch die Straßen der Stadt. Der erste 1953 unter dem Zepter des Prinzen Willi III. (Fröhlich) war dem 40-jährigen Bestehen des H.K.V. gewidmet und bot unter dem Motto “Nu komme wir” so prächtige Wagen, dass das Fernsehen Aufnahmen machte und in der Wochenschau zeigte; der zweite 1956 bildete den glanzvollen Auftakt zur Feier des 700-jährigen Stadt-Jubiläums. Prinz Heinrich II. (Rosskamp), umjubelt von seinen närrischen Untertanen, schwang auf hohem Thron den silbernen Hammer und verteilte seinen süßen Segen, von seinen Töchtern als reizenden Pagen immer wieder mit neuer Bonbonmunition versehen.

 

Unter dem Motto “Heinsberg 700 Jahre Stadt” zeigte der Zug historische Bauten aus der Zeit des mächtigen und reichen Geschlechts der Herren von Heinsberg (Burg mit Rittern, Knappen und Burgfräulein, Wehrtürme, Schanzwerke und Stadttore), aber auch lustige Begebenheiten und stadtbekannte Originale der guten alten Zeit.

Im gleichen Jahre 1956 wurde die neuerbaute Stadthalle ihrer Bestimmung übergeben. Der H.K.V. hatte nun einen geräumigen Saal und eine große Bühne, um seinen Sitzungen auch einen äußeren prunkvollen Rahmen zu verleihen. Hier muss nun einer Entwicklung gedacht werden, die eine neue Zeit im Leben und Wirken der Karnevalsvereine heraufführte. Wie allerwärts, waren nach dem 2. Weltkrieg auch im Umkreis von Heinsberg neue Karnevalsgesellschaften gegründet worden, so in Birgden, Dremmen, Kirchhoven und Haaren. Ihre Präsidenten waren durchweg Mitglieder des H.K.V. oder ihm eng befreundet. So hat man wohl nicht mit Unrecht den H.K.V. ihren Lehrmeister genannt; noch deutlicher drückte es der neue Oberkreisdirektor in der Gala-Sitzung aus mit den Worten: “Heinsberg ist nicht nur eine Hochburg des Karnevals, es ist die Karnevals-Universität des Großkreises.”

Bald jedoch bekam der Lehrmeister seine eigenen Sorgen. Zwar unterstützten ihn wirksam die befreundeten Nachbargesellschaften, deren Präsidenten meist auch tüchtige Büttenredner waren (Wirtz, Schmitz, Landmesser, Kirchner), auch standen ihm der Präsident des 1956 gegründeten “Verbandes der Karnevalsvereine Aachener Grenzlandkreise”, Heinz Wacker, mit seinen “Au Ülle” – Würselen und dem reizenden Tanzmariechen Elli oder als Vermittler anderer Kräfte stets hilfreich zur Seite. Und doch wirkte sich der Mangel an eigenen Büttenredner immer hemmender aus. Da nur ein Fanfarenkorps vorhanden war, mussten auswärtige Garden mit Mariechen, Ballett- und Tanzgruppen herangezogen werden, besonders aber zugkräftige Parodisten und namhafte Büttenredner, die meist die Runde durch mehrere Gesellschaften machten. Alle diese Verpflichtungen, wozu noch die hochgekletterten üblichen Ausgaben für Festlichkeiten kamen, nahmen die Vereinskasse mehr in Anspruch, als ihr gut tat. Der Stand der zahlenden Mitglieder mußte ebenfalls überprüft und vor allem bedeutend erweitert werden. Hier konnte nur eine “Reform an Haupt und Gliedern” Abhilfe schaffen.

CHRONIK (AB 1958)

So entschloss sich Präsident “Stibbi”, als er 1959 das 70. Lebensjahr vollendet hatte, aus Alters- und Gesundheitsgründen von seinem Amt zurückzutreten. “Ich verlasse kein sinkendes Schiff”, erklärte er in der Generalversammlung, “der Verein steht gefestigt und hochangesehen da. Ich möchte einer jüngeren Kraft Platz machen, die den Forderungen der neuen Zeit besser gewachsen ist, und ich glaube, dass wir den rechten Mann gefunden haben. “Der neue Präsident hieß Franz-Josef Florack. Unterstützt von dem nimmermüden Geschäftsführer Heinrich Weiss jr. und dem pflichteifrigen Kassierer Josef Münstermann, nahm der neue Präsident Franz-Josef Florack mit jugendlichem Eifer und ganzer Kraft seine Tätigkeit auf.

Es wurde der “Festausschuß der Heinsberger Vereine” gegründet, der u.a. die Entwicklung eines “Festgroschens” bei allen öffentlichen Veranstaltungen vorschreibt; damit sollte die Grundlage geschaffen werden, daß jeder die Prinzenwürde erringen könnte. Namhafte Spenden hochherziger Gönner gaben dem Präsidenten ferner die Möglichkeit, dem Fanfarenkorps neue Uniformen, den Trommlern und Pfeifern eine neue Ausrüstung, der Artillerieabteilung ebenfalls neue Monturen zu beschaffen und nicht zuletzt auch noch eine neue schmucke Stadtgarde mit Tanzmariechen aufzustellen. So bot sich dem erstaunten Publikum in der Gala-Sitzung 1961 nach bejubeltem Einmarsch ein glanzvolles Bühnenbild aus eigenen Kräften. Im folgenden Jahr 1962 wurde wieder ein Prinz gekürt: Theo I. (Kaussen).

 

Die Vorbereitungen zur Feier des 50-jährigen Bestehens des H.K.V. mit Jubiläums-Gala-Sitzung hatten schon begonnen, da wurde in einer Versammlung auf Vorschlag des Stadtdirektors Nouvertné noch eine Organisation geschaffen, die für den Jubelverein eine nicht zu unterschätzende Hilfe bedeutete, das “Komitee Heinsberger Karneval”. Als Dachorganisation zur Pflege und Förderung des vaterstädtischen Karnevals soll es den Prinzen küren und proklamieren, die großen Feierlichkeiten der närrischen Tage, insbesondere den Zug, vorbereiten und durchführen, sowie in eigener Kassenführung die Einnahmen aus Spenden, Zuschüssen und dem Festgroschen verwalten und verteilen. Es soll sich zusammensetzen aus einem Präsidenten, dem Stadtkämmerer als Schatzmeister, einem städtischen Beamten als Geschäftsführer, dem Bürgermeister, dem Stadtdirektor und den Vertretern der karnevalstreibenden Vereine (HKV, NKS und VdK). Zum Komiteepräsidenten wurde der allseits beliebte und bewährte Karnevalist Karl Lennartz einstimmig gewählt.

Im Jahre 1968 schlossen sich karnevalsbegeisterte Damen und Herren zusammen, um als Senatoren die Fastnacht zu fördern. Senatspräsident wurde W. Giesen. Im Jahre 1969 trat Franz-Josef Florack, der viele Jahre lang dem H.K.V. als Präsident vorstand, zurück und übergab sein Amt in die Hände von Günter Lentzen, der dieses Amt bis 1983 inne hatte. Als Komiteepräsidenten fungierten nach dem Rücktritt von Karl Lennartz W. Giesen und A. Schafhausen. Der H.K.V. hat es in den letzten Jahren unter seinen beiden letzten Präsidenten verstanden, die Karnevalszeit besonders festlich zu gestalten. So fanden nicht nur in jedem Jahr zwei festliche Prunksitzungen statt, auch der Kinderkarneval wurde seit 1964 aktiviert und besondere Kindersitzungen veranstaltet, die sich großer Beliebtheit erfreuen.

 

In den Jahren 1963, 1965 und 1971 wurden große Karnevalszüge veranstaltet, die tausende Menschen in die Stadt zogen. Die Aufzählung der vielen Wagen und Fußgruppen würde in diesen Rahmen zu weit führen. Eine Karnevalszeitung erscheint bereits zum zehnten Male. Seit dem Jahre 1972 besteht neben den bisherigen Garden auch noch eine Mädchengarde des H.K.V., die das schon bunte Bild des Heinsberger Karnevals noch farbenprächtiger gestalten wird. Dazu werden auch die neuen Jacken des Elferrats in den Stadtfarben beitragen.

 

Diese kurze Darstellung zeigt, dass Karneval in Heinsberg nach wie vor lebendig ist und im Leben der Stadt seinen festen Platz hat. Das ist aber nur möglich, weil viele Helfer, die nicht alle genannt werden können, sich karnevalistisch betätigen und den H.K.V. auf vielerlei Art und Weise unterstützen. Allen, die in vergangenen Jahren aktiv oder fördernd dem Verein ihre Hilfe schenkten, sei gedankt. Dank gilt auch den Helfern und Mitarbeitern in unseren Tagen.